Impulsreferat von HGS beim Abend der Integration gemeinsam mit der kroatischen Botschaft

 

Ich möchte zuerst dem kroatischen Botschafter Gordan Bakota und dem Geschäftsführer des Österreichischen Integrationsfonds, Mag. Franz Wolf meinen Dank für die Einladung zu diesem „Abend der Integration“ aussprechen.

Für mich ist es immer eine besondere Freude, wenn ich in Sachen „Integration“, dem jüngsten Tätigkeitsfeld unseres Ministeriums, aktiv sein kann.

 

Das Thema „Integration“ ist seit mittlerweile eineinhalb Jahren bei uns im Außenministerium beheimatet. Wir sind in dieser Zeit im Verständnis vieler Menschen auch zum Integrationsministerium geworden.

Außenministerium versteht sich als weltoffenes Ministerium. Bei uns ist Kontakt mit anderen Ländern, Sprachen und Kulturen quasi Teil der „Job Description“.

Und für viele neue Einwohner Österreichs erfolgt der erste Kontakt mit Österreich an einer der 100 österreichischen Vertretungsbehörden im Ausland.

 

Über viele Jahre war es mit der erfolgreichen Ankunft in Österreich aber auch schon getan. Spezielle Angebote zur Integration gab es nicht, das Thema wurde nicht diskutiert.

Die einen erwarteten, dass die sogenannten „Gastarbeiter“ nach ein paar Jahren wieder nach Hause gehen würden, die anderen dachten, dass Integration mit der Zeit einfach passieren würde.

Beides entsprach nicht der Realität. Seit der Einrichtung des damaligen Staatssekretariates für Integration 2011 wurde durch unseren jetzigen Bundesminister Sebastian Kurz viel Bewusstsein dafür geschaffen, dass erfolgreiche Integration stark unterstützt werden kann.

 

Ein zentrales Element ist dabei das Bemühen, die Diskussion über und die Wahrnehmung von Migranten in der Öffentlichkeit in eine neue Richtung zu lenken. „Integration durch Leistung“ ist nicht nur ein Schlagwort, sondern findet tagtäglich statt.

Für Bundesminister Kurz spielt dabei die Initiative Zusammen:Österreich mit ihren „Integrationsbotschaftern“ eine wichtige Rolle.

Ich bin deshalb sehr froh heute hier zu sein, weil das Projekt „Zusammen:Österreich“ nun schon seit über dreieinhalb Jahren „Integrationsbotschafter“ als positive Beispiele an Schulen schickt und damit Vorurteilen entgegenwirkt und Motivation schafft.

Außerdem freue ich mich sehr, dass auch heute Abend wieder 4 neue Integrationsbotschafter und -botschafterinnen aus Musik, Sport und Wirtschaft ernannt werden – ich bin jedes Mal wieder begeistert, wie viele spannende Persönlichkeiten ich dabei kennenlernen darf.

 

Insgesamt gibt es im Integrationsbereich noch immer sehr viel zu tun. Eine ganze Reihe von Initiativen im BMEIA zielt darauf ab, die Integration von neuen Mitbürgern und Mitbürgerinnen gezielt zu fördern.

Wobei ich an dieser Stelle und vor diesem Publikum unterstreichen möchte, dass natürlich die verschiedenen Maßnahmen zur Integrationsförderung sich nicht gleichermaßen an alle Gruppen richten.

Ich möchte daher hier auch nicht auf das neue Islamgesetz eingehen, das in den letzten Monaten viel in den Medien war, sondern auf zwei andere Bereiche, denen wir derzeit viel Aufmerksamkeit widmen:

Da wäre einerseits die frühe sprachliche Förderung, nach dem Motto „früher investieren statt später reparieren“. Tests zeigten, dass fast ein Viertel aller Kinder Sprachförderbedarf aufweist. Bereits von 2012-2014 investierten Bund und Länder jährlich bis zu 10 Mio. Euro, um allen Kindern im Bildungssystem gleiche Chancen zu ermöglichen. Durch umfassende Maßnahmen konnte der sprachliche Einstieg in den Schulalltag für viele Kinder erleichtert werden.

Im Februar 2015 konnte eine Einigung für eine neue Vereinbarung zwischen dem Bund und den Bundesländern zur frühen sprachlichen Förderung in Kinderbetreuungseinrichtungen erzielt werden. Mit verdreifachten Mitteln (jährlich 30 Mio. Euro) ist es nunmehr möglich die bisherigen Maßnahmen auszubauen.

Darüber hinaus unterstützen wir die Forderung nach einem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr für alle Kinder, die sprachliche Förderung benötigen.

Andererseits verfolgt das BMEIA derzeit aktiv die Ausarbeitung eines Anerkennungsgesetzes für berufliche Qualifikationen – damit alle entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt werden können.

Wie im Regierungsprogramm verankert wurde, soll dieses Anerkennungsgesetz bis Herbst 2015 erarbeitet werden. Derzeit sind die Verhandlungen mit allen relevanten Akteuren im Gange.

Unser Ziel ist, Talente und Potential von Migranten und Migrantinnen besser zu nutzen und eine ausbildungsadäquate Beschäftigung zu ermöglichen. Dafür braucht es rasche und transparente Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen.

 

Viele unserer neuen Mitbürger und Mitbürgerinnen und ihre Kinder haben aber schon jetzt trotz aller möglichen Hindernisse in Österreich ihren Weg gemacht.

Der beste Beweis sind Sie alle – die Zahlen, Daten und Fakten über die kroatische Community in Österreich sind in der Tat beeindruckend. Mit Stichtag 1.1.2014 lebten knapp 62.000 kroatische Staatsangehörige in Österreich, 11.000 weitere nahmen zwischen 2004 und 2014 die österreichische Staatsbürgerschaft an. Mehr Zahlen und Fakten werden wir gleich vom ÖIF erfahren.

Sie alle stellen aber auch ein ganz wesentliches Bindeglied zwischen Österreich und Kroatien dar. Der Umstand, dass diese Veranstaltung in Kooperation mit der kroatischen Botschaft stattfindet, beweist das.

Ich selbst hatte das Vergnügen, am 9. November 2014 Pater Ilija VRDOLJAK im Rahmen einer festlichen Messe in der kroatischen Kirche am Hof das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich zu verleihen – dies für seine Verdienste um die kroatische Community in Wien und deren Integration in Österreich.

Dabei ist die Beziehung zwischen Österreich und Kroatien über Jahrhunderte gewachsen, ebenso wie die Geschichte der kroatischen Immigration nach Österreich. Die tief verwurzelte Gemeinde der burgenländischen Kroaten ist dafür lebendiges Zeugnis. Sie kamen bereits vor rund 500 Jahren und sind heute eine autochthone Minderheit. Sie sind integraler Bestandteil Österreichs, ohne dabei ihre Sprache, Kultur und Traditionen aufgegeben zu haben.

Der größte Teil Kroatiens war über Jahrhunderte auch administrativ ein Teil desselben Staates wie Österreich – dadurch haben sich historische Verbindungen ergeben, die auch das stürmische 20. Jahrhundert nicht dauerhaft unterbrechen konnte und die die Basis für eine Beziehung ganz besonderer Art darstellen.

Mit dem Fall des Kommunismus und der Unabhängigkeit Kroatiens bot sich die Möglichkeit zu einem Neuanfang in den bilateralen Beziehungen und zu einer Wiederbelebung der historischen Verbindungen.

Österreich wurde rasch zu einem der größten Investoren in Kroatien. Heute sind hunderte österreichische Firmen in Kroatien tätig. Zum Erfolg der österreichischen Firmen in Kroatien haben ohne Frage auch die zahlreichen mittlerweile in Österreich verwurzelten und in vielen Bereichen der Wirtschaft tätigen Kroaten und Kroatinnen beigetragen.

Die gewachsenen kulturellen Beziehungen konnten in beeindruckender Weise wiederbelebt werden. Das Österreichische Kulturforum in Zagreb feiert heuer sein 60-jähriges Bestehen, zahlreiche Österreich-Bibliotheken im ganzen Land und Kulturfestivals leisten einen aktiven Beitrag zu den kulturellen Beziehungen.

Auf politischer Ebene findet seit Jahren ein intensiver bilateraler Besuchsaustausch statt. So führte der erste Auslandsbesuch von Bundesminister Kurz im Dezember 2013, nur wenige Tage nach seiner Angelobung, nach Zagreb. Zahlreiche Besuche auf hoher und höchster politischer Ebene in den letzten Jahren bezeugen diese besonders engen Beziehungen. Die kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic plant in nächster Zeit die Teilnahme an nicht weniger als fünf Veranstaltungen mit starkem Österreich-Bezug, darunter ein Staatsbesuch im Juni. Als Absolventin der Diplomatischen Akademie in Wien stellt auch sie ein persönliches Bindeglied zwischen unseren beiden Ländern dar.

Österreich war, wie ich mit Stolz sagen darf, wahrscheinlich der konsequenteste Unterstützer der kroatischen EU-Annäherung, die vor knapp zwei Jahren im erfolgreichen EU-Beitritt Kroatiens als bislang letztem Land mündete. Über die EU hat sich eine ganze Reihe zusätzlicher, neuer Verbindungen ergeben.

Österreich und Kroatien eint auch der gemeinsame Einsatz für die EU-Perspektive aller Balkanländer, weil wir überzeugt sind, dass die europäische Einigung ohne die Länder der Region einfach nicht vollständig ist.

 

Wenn man sich die einzigartige Dichte der Beziehungen zwischen Österreich und Kroatien sowie deren Jahrhunderte zurück reichenden Wurzeln ansieht, wird schnell klar, dass die kroatische Community in Österreich eine ganz besondere Rolle einnimmt.

In diesem Sinne darf ich mich nochmals sehr herzlich für die Einladung bedanken. Den vier neuen Integrationsbotschaftern wünsche ich viel Freude und Erfolg bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Und uns allen wünsche ich noch einen netten Abend.

 

27. Mai 2015

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